Abstract
Die Gestaltung der obersten Führungsstruktur stellt börsennotierte Unternehmen vielfach vor grosse Herausforderungen. Die Wahl zwischen einer Personalunion von CEO und Verwaltungsratspräsident – oft als CEO Duality oder Doppelmandat bezeichnet – oder einer getrennten Doppelspitze führt regelmässig zu starken Reaktionen von Investoren, Politikern und Wirtschaftsverbänden. Die bisherige Forschung liefert für den Zusammenhang von CEO Duality und der Bewertung der Unternehmen am Kapitalmarkt sowohl international als auch in der Schweiz inkonsistente Ergebnisse. Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von CEO Duality auf die Bewertung von 194 Schweizer Unternehmen aus dem Swiss Performance Index für die Jahre 2000 bis 2015. Zur Überprüfung werden zwei gegensätzliche Hypothesen aufgestellt, die auf den beiden vorherrschenden Denkschulen, Agency Theory und Stewardship Theory, basieren. Ein handgesammelter Paneldatensatz erlaubt es, multiple Regressionsanalysen im Rahmen einer Panelanalyse durchzuführen. Es resultiert ein statistisch signifikant negativer Zusammenhang zwischen CEO Duality und Tobin’s Q, der verwendeten Kennzahl für die Unternehmensbewertung. Unternehmen mit einem Doppelmandat haben einen um 0.1959 tieferen Tobin’s Q als Unternehmen mit einer Doppelspitze. Dieses Resultat ergibt eine gewisse Evidenz für die Hypothese der Agency Theory, die eine Trennung der beiden Funktionen vorsieht. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen somit die Richtung, die der Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance mit der Präferenz für die Trennung der beiden Funktionen verfolgt. Gleichzeitig wird ersichtlich, dass ein striktes Verbot von CEO Duality die Schweizer Unternehmen unnötig einschränken würde und nicht optimal sein kann. Somit kann die momentane Regulierungsgrundlage als vernünftig beurteilt werden.
Keywords: CEO Duality, Corporate Governance, Chief Executive Officer, Personalunion, Unternehmensbewertung